Originalartikel

Einsatz von Shutter-Brillen im Tennis – Einfluss von (Bild-)Frequenz und Dunkelphasenanteil auf die Zielschlagpräzision

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1 Dr.rer.nat.
2 Prof. Dr. med.
3 Ruhr-Universität Bochum, Fakultät für Sportwissenschaft, Lehrstuhl für Sportmedizin und Sporternährung, Bochum, Deutschland
Schlüsselwörter
intermittierendes Sehen
stroboskopisches Sehtraining
Shutter-Brille
Wahrnehmungsschulung
Tennis
Keywords
intermittent vision
stroboscopic visual training
shutter lens glasses
sports vision training
tennis
Zusammenfassung

Zweck:

Der Einsatz von Shutter-Brillen zur Wahrnehmungsschulung im Sport setzt Kenntnisse zur adäquaten Belastungsdosierung voraus. Die Studie analysiert den Einfluss von (Bild-)Frequenz beziehungsweise Dunkelphasenanteil auf die Zielschlagpräzision im Tennis.

Material und Methoden:

22 Tennisspieler*innen (18 m, 4 w; Alter = 23,6 ± 2,7 Jahre) hatten die Aufgabe, von einer Ballwurfmaschine zugespielte Tennisbälle möglichst zielgenau als Vorhand-Volley auf eine Zielscheibe zu platzieren (mit zentralem „bull‘s eye“ = höchster Punktwert; nach peripher nimmt die erreichbare Punktzahl ab). In randomisierter Reihenfolge wurde die Treffgenauigkeit in drei verschiedenen Einstellmodi der Shutter-Brille (Stufe II, V und VIII; Nike Vapor Strobe) sowie ohne Okklusion analysiert. Die (Bild-)Frequenz nimmt von Stufe II (5,3 Hz) über Stufe V (2,3 Hz) bis Stufe VIII (1,0 Hz) ab; analog steigt der Dunkelphasenanteil (Stufe II = 88 ms, Stufe V = 341 ms, Stufe VIII = 909 ms).

Ergebnisse:

Top-Spieler*innen erreichten ohne Okklusion signifikant bessere Trefferquoten als Spieler*innen mittleren/niedrigeren Leistungsniveaus (81,2 ± 7,5 vs. 66,7 ± 18,1 Punkte; T(17) = 2,634, 2p = 0,017). Mit geringer werdender (Bild-)Frequenz und höherem Dunkelanteil nahm die Zielschlagpräzision im Gesamtkollektiv signifikant ab (ohne Okklusion = 70,0 ± 17,3 Punkte, Stufe II = 54,5 ± 15,9 Punkte, Stufe V = 41,7 ± 22,7 Punkte, Stufe VIII = 44,5 ± 24,3 Punkte; F = 20,217, p = 0,000198). Analog dazu vergrößerte sich die Zielschlag-Variabilität (Variationskoeffizient): ohne Okklusion = 24,8 %, Stufe II = 29,1 %, Stufe V = 54,4 %, Stufe VIII = 54,7 %).

Fazit:

Die Präzision der Auge-Hand-(Schläger-)Koordination beziehungsweise der Zielschlagpräzision nimmt mit steigender Belastung – das heißt mit geringerer (Bild-)Frequenz und höherem Dunkelanteil – ab. Diskrete Stufen als Grenzeinstellungen konnten nicht ermittelt werden. Stufe V und VIII gewährleisten eine überschwellige Anforderung, bei der kompensatorisch andere Ressourcen genutzt werden müssen, um die Wahrnehmungslücken zu füllen und zielschlagbezogen erfolgreich zu sein. Stroboskopisches Sehtraining kann somit zumindest potenziell Trainingsreize setzen, um im Rahmen der individuellen Adaptationsreserven Leistungsoptimierungen zu ermöglichen. Ob ein, auf Basis der Studienergebnisse entwickeltes/durchgeführtes, Training mit der Shutter-Brille dann wirklich effektiv ist, muss erst in randomisierten, kon­trollierten Trainingsstudien analysiert werden.

Abstract

Purpose:

The use of shutter glasses for perception training in sports requires knowledge of adequate load dosage. The study analyses the influence of (image-)frequency or “duty ratio” (dark phase percentage) on target stroke accuracy in tennis.

Material and Methods:

With a total number of 22 tennis players (18m, 4f, mean age = 23.6, SD = ± 2.7 years) the target hit precision was conducted. The tennis players had to return the balls played to them by a ball machine using the forehand volley and to make direct hits to a bull´s eye (high scores = high target hit precision). The results with different (randomised) conditions (strobe rates level II = 5.3 Hz, level V = 2.3 Hz, level VIII = 1.0 Hz; dark phase level II = 88 ms, level V = 341 ms, level VIII = 909 ms) of currently used shutter glasses (Nike Vapor Strobe) and without occlusion have been compared.

Results:

High level tennis players reached significantly better target hit precision scores without occlusion compared to lower level tennis players (81.2 ± 7.5 vs. 66.7 ± 18.1; T(17) = 2.634, 2p = 0.017). By increasing level (lower frequency and higher dark phase ratio) the target hit precision scores decreases significantly (without occlusion = 70.0 ± 17.3,
level II = 54.5 ± 15.9, level V = 41.7 ± 22.7, level VIII = 44.5 ± 24.3; F = 20.217, p = 0.000198). Analogously, the variability of the target stroke accuracy (coefficient of variation) increased (without occlusion = 24.8 %, level II = 29.1 %, level V = 54.4 %, level VIII = 54.7 %).

Conclusion:

Lower frequency and higher duty ratio lead to increasing perceptual stress for the eye-hand-(racket-)coordination in a tennis specific situation. No discrete levels for changes in performance were found. Level V and VIII ensure a suprathreshold demand, where compensatory other resources have to be used to fill perceptual gaps and to be successful with respect to the target stroke accuracy. Stroboscopic visual training can thus at least potentially provide training stimuli to enable performance optimisation within the framework of individual adaptation reserves. Whether training with shutter glasses, developed/implemented on the basis of the study results, is then really effective must first be analysed in randomised, controlled training stud

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