Kasuistiken in Optometrie und Ophthalmologie

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1*Pennsylvania College of Optometry at Salus University, Augen- und Sehzentrum Optometrie Cagnolati GmbH

Ähnlich anderer wissenschaftlicher und klinischer Fachjournale veröffentlicht auch Optometry & Contact Lenses (OCL) regelmäßig Kasuistiken zu den unterschiedlichsten klinischen Fragestellungen. Kasuistiken oder Fallbeschreibungen zählen in der Medizin zu den ältesten Formen des klinischen Dialogs und unterscheiden sich in Fallberichte und Fallserien. Wird in einem Fallbericht in der Regel die Befundung und Behandlung eines Patienten diskutiert, widmen sich Fallserien dagegen dem Management mehrerer Patienten mit ähnlichen Befunden. Gerade in der Medizin ist der Stellenwert von Kasuistiken relativ hoch, bieten sie doch dem Kliniker oft die einzige Möglichkeit der Präsentation neuer und/oder interessanter Patientenbefunde und Behandlungsformen.1 Die Anzahl der in Peer-Review-Journalen publizierten Fallberichte oder Fallserien aus den Bereichen Optometrie und Ophthalmologie ist enorm hoch. Allein die separate Eingabe der Begriffe, „case report retina“ und „case report glaucoma“ in die Datenbank der National Library of Medicine (PubMed).gov ergab am 19. November 2022 für die Suchbegriffe „Retina“ 21.616 und für „Glaucoma“ 8.854 positive Resultate. In drei sehr interessanten Leitartikeln widmet sich der Editor der renommierten Fachzeitschrift „Optometry and Vision Science (OVS)“ Michael D. Twa, dem Stellenwert von klinischen Fallberichten im Kontext einer auf Evidenz basierten Praxis.2,3,4 Die von Twa in seinen Leitartikeln diskutierte gewünschte Anwendung vorhandener evidenzbasierter Behandlungs- und Untersuchungsmethoden bei eingereichten Fallberichten, zeigt deren Transformation in den letzten Jahren. Die aktuelle OCL-Ausgabe präsentiert zwei Fallberichte und eine Fallserie von Optometristen zweier US-amerikanischer Universitäten sowie einen Fallbericht zweier in Deutschland praktizierender Optometristen, welche für die Angehörigen beider Eye-Care-Berufe interessant sind, zu den folgenden Themen:

  • Akute makuläre Neuroretinopathie und ihr Zusammenhang mit COVID-19
  • Westafrikanische kristalline Makulopathie
  • Klinische Anwendung von Rhopressa
  • Normaldruckglaukom

Aufgrund seiner deutschsprachigen Printausgabe sowie seiner englischsprachigen Website mit in Englisch publizierten Open-Access-Artikeln ist Optometry & Contact Lenses (OCL) gerade für Autorinnen und Autoren aber auch Leser aus unterschiedlichen Sprachgebieten sehr interessant. Dies zeigt sich mittlerweile sowohl an der ansteigenden Anzahl eingereichter englischsprachiger Manuskripte als auch der Zunahme ausgesuchter deutschsprachiger Arbeiten, welche vom Verlag übersetzt und auf der englischsprachigen OCL-Website zu lesen sind.

Von dem bekannten Mediziner und Pathologen Rudolf Carl Virchow (1821 – 1902) stammt das Zitat „Zuerst die Beobachtungen und dann der Versuch, dann das Denken ohne Autorität, die Prüfung ohne Vorurteil“.

In diesem Sinne freut sich Optometry & Contact Lenses (OCL) auch weiterhin auf interessante eingereichte Kasuistiken.

 


Literaturverzeichnis 

[1] Kienle, G. S. (2012). Why Medical Case Reports? Global Adv. Health Med., 1, 8-9.

[2] Twa, M. D. (2016). Evidence-based Clinical Practice: Asking Focused Questions (PICO). Optom. Vis. Sci., 93, 1187-1188.

[3] Twa, M. D. (2017). The Value of Clinical Case Reports in Evidence-based Practice. Optom. Vis. Sci., 94, 135-136.

[4] Twa, M. D. (2022). Evidence-based Case Report Guidance. Optom. Vis. Sci., 99, 1-2.

Das Bild zeigt Wolfgang Cagnolati

Über Wolfgang Cagnolati

DSc* MSc* FCOptom FAAO - *Pennsylvania College of Optometry at Salus University, Augen- und Sehzentrum Optometrie Cagnolati GmbH

Wolfgang Cagnolati praktiziert klinische Optometrie in Duisburg und ist darüber hinaus Visiting Associate Professor am Pennsylvania College of Optometry sowie Lehrbeauftragter an der Berliner Hochschule für Technik.