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Masken-assoziiertes Trockenes Auge (MATA)

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DOI: https://doi.org/10.54352/dozv.WJFX4501


Aufgrund der COVID-19-Pandemie sind die Menschen weltweit in fast allen öffentlichen Lebensbereichen aufgefordert einen Mund-Nasen-Schutz (Gesichtsmaske) zu tragen. Regelmäßiges Tragen einer Gesichtsmaske kann beim Träger mitunter auch das Wohlbefinden beim Sehen durch Hervorrufen okulärer Symptome, wie Trockenheits-, Fremdkörpergefühl, Jucken, Tränen sowie Brennen negativ beeinflussen. Schließt eine Gesichtsmaske über den Nasenrücken und an den Wangen nicht vollständig ab, dann begünstigt die beim Ausatmen aufsteigende Luft eine verstärkte Verdunstung des Tränenfilms und beschleunigt den Mechanismus der Pathophysiologie des Trockenen Auges. Die Instabilität des Tränenfilms führt zur Hyperosmolarität, was bei lang anhaltenden klinischen Zeichen eine Entzündung hervorrufen und zu einem oberflächlichen Schaden führen kann.1

Zur Einstufung des Trockenen Auges wird in den meisten Studien der standardisierte und international anerkannte Ocular Surface Disease Index (OSDI) Fragebogen genutzt.2 Der OSDI-Fragebogen ist eine bewährte Möglichkeit zur Klassifizierung des Trockenen Auges. Er enthält Fragen zu den Tätigkeiten des täglichen Lebens in den Bereichen Sehfunktionen, okuläre Symptome und Umwelteinflüsse. Je höher der OSDI-Score, desto stärker die Symptome des Trockenen Auges für den Betroffenen. Das Vorhandensein des Masken-assoziierten Trockenen Auges (MATA) konnte in mehreren Studien nachgewiesen werden. In der Umfrage-Studie aus Italien von Boccardo (2021)3 waren unter 3.605 Befragten, 2.447 Teilnehmer mit Symptomen eines Trockenen Auges und davon gaben 18,3 Prozent an, dass sich beim Tragen einer Gesichtsmaske die Symptome verstärken. Die von MATA Betroffenen unterschieden sich nicht hinsichtlich Alter, Fehlsichtigkeit oder okuläre Vorerkrankung, jedoch waren mehr Frauen als Männer betroffen. Bei rund 26 Prozent derer, die bereits vor der Pandemie Symptome eines Trockenen Auges hatten, verstärkten sich diese durch das Tragen einer Gesichtsmaske.

Die Studie von Krolo et al. (2021) 4 aus Kroatien bestätigt das Ergebnis der Studie aus Italien. 203 Patienten nahmen an einer Umfrage teil, in der unter anderen der OSDI-Score bestimmt wurde. Sie wurden je nach Geschlecht, Alter und Dauer des Tragens einer Gesichtsmaske in Gruppen unterteilt. Teilnehmer, die ihre Maske zwischen drei und sechs Stunden täglich trugen, hatten einen höheren OSDI-Score als jene, die die Maske täglich drei Stunden oder weniger trugen. Die Gruppe der Patienten, die bereits vor Beginn des täglichen Tragens einer Gesichtsmaske eine Keratokonjunktivitis sicca (KCS) diagnostiziert bekamen, hatten unabhängig der Tragedauer ihrer Gesichtsmaske einen höheren OSDI-Score als Patienten ohne KCS.

Eine weitere Studie aus Italien von Scalinci et al. (2021)5 befasste sich mit der Datenanalyse von 67 KCS-Patienten und verglich deren OSDI-Score aus dem Jahr 2019 mit dem aus dem Jahr 2020, in dem bereits von den Probanden Gesichtsmasken getragen wurden. Bei Patienten mit konsequenter Verwendung von Gesichtsmasken über wenigstens der letzten zwei Monate (mindestens sechs Stunden/Tag und fünf Tage/Woche) erhöhte sich der OSDI-Score stärker als bei Patienten, die nur gelegentlich eine Maske trugen. Aus den Daten geht ebenso hervor, dass diejenigen, die bereits 2019 einen hohen OSDI-Score hatten, 2020 prozentual die stärkste Zunahme an Symptomen verspürten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass gerade bei Patienten, die bereits ohne das Tragen von Gesichtsmasken Beschwerden des Trockenen Auges wahrnehmen, durch das Tragen einer Gesichtsmaske über einen längeren Zeitraum, die Symptome möglicherweise häufiger auftreten und/oder sich verstärken. Die Beobachtung der Augengesundheit ist gerade für Langzeitmaskenbenutzer von Bedeutung.6 Untersucher sollten aus diesem Grund ihre von trockenen Augen betroffenen Patienten auf die mögliche Problematik aufmerksam machen und gemeinsam nach einer Lösung suchen, wie etwa die Verwendung einer passenden Gesichtsmaske oder die Reduktion deren Tragedauer. 

Literaturverzeichnis

[1] Craig, J. P., Nichols, K. K., Akpek, E. K., Caffery, B., Dua, H. S., Joo, C.-K., Liu, Z., Nelson, J. D., Nichols, J. J., Tsubota, K., Stapleton, F. (2017). TFOS DEWS II Definition and Classification Report. Ocul. Surf., 15, 276–283.

[2] Wolffsohn, J. S., Arita, R., Chalmers, R., Djalilian, A., Dogru, M., Dumbleton, K., Gupta, P. K., Karpecki, P., Lazreg, S., Pult, H., Sullivan, B. D., Tomlinson, A., Tong, L.,Villani, E.,Yoon, K. C.,Jones, L.,Craig, J. P. (2017). TFOS DEWS II Diagnostic Methodology Report. Ocul. Surf., 15, 539–574.

[3] Boccardo, L. (2021). Self-Reported Symptoms of Mask-Associated Dry Eye: A Survey Study of 3,605 People. Contact Lens Anterior Eye, 101408.

[4] Krolo, I., Blazeka, M., Merdzo, I., Vrtar, I., Sabol, I., Vickovic, I. (2021). Mask-Associated Dry Eye During COVID-19 Pandemic-How Face Masks Contribute to Dry Eye Disease Symptoms. Med. Arch., 75, 144.

[5] Scalinci, S., Pacella, E., Battagliola, E. (2021). Prolonged Face Mask Use Might Worsen Dry Eye Symptoms. Indian J. Ophthalmol., 69, 1508.

[6] Moshirfar, M., West, W. B., Marx, D. P. (2020). Face Mask-Associated Ocular Irritation and Dryness. Ophthalmol. Ther., 9, 397–400.