Einfluss des Astigmatismus auf die Stereopsis
Zweck: Der Astigmatismus ist eine der häufigsten Formen der Fehlsichtigkeit und kann die Sehschärfe sowie die Stereopsis beeinflussen. Ziel dieser Studie war es, den Einfluss eines unkorrigierten symmetrischen Astigmatismus mixtus auf die binokulare Sehschärfe und den Stereogrenzwinkel in verschiedenen Achslagen zu untersuchen.
Material und Methoden: In einer nicht-randomisierten Querschnittsstudie wurden 40 Probanden in zwei Altersgruppen (18 - 30 Jahre und über 50 Jahre) untersucht. Mit Messgläsern wurde ein symmetrischer Astigmatismus mixtus in drei Achslagen (90°, 0°, 45°) und zwei Stärken (0,5 dpt und 1,0 dpt) simuliert. Die binokulare Sehschärfe wurde als interpolierter logMAR-Wert bestimmt, während der Stereogrenzwinkel mit dem Stereo-Sehschärfetest D10 ermittelt wurde. Die Daten wurden mittels ANOVA mit Messwiederholung und nicht-parametrischer Tests analysiert.
Ergebnisse: Die binokulare Sehschärfe verschlechterte sich signifikant mit Zunahme des simulierten Astigmatismus (p < 0,001). Beim Astigmatismus 1,0 dpt war die Sehschärfe signifikant schlechter als bei 0,5 dpt. Auch der Stereogrenzwinkel nahm mit steigendem Astigmatismus signifikant zu (p < 0,01), was auf eine Verschlechterung der Stereopsis hinweist. Die Achslage des Astigmatismus beeinflusste die Stereopsis signifikant: Astigmatismus inversus und obliquus führten zu stärkeren Beeinträchtigungen als Astigmatismus rectus. Der Einfluss des Alters war nur beim Astigmatismus rectus 1,0 dpt signifikant (p = 0,019), wobei ältere Probanden eine größere Verschlechterung der Stereopsis aufwiesen als jüngere.
Fazit: Ein unkorrigierter Astigmatismus mixtus führt zu einer signifikanten Verschlechterung der binokularen Sehschärfe und Stereopsis, wobei der Einfluss von Achslage und Astigmatismusbetrag unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Die Ergebnisse legen nahe geringe Astigmatismen zu korrigieren, insbesondere bei Menschen mit geringem Akkommodationserfolg.
Purpose: Astigmatism is one of the most common forms of refractive error and can affect visual acuity as well as
stereopsis. The aim of this study was to examine the influence of uncorrected symmetrical mixed astigmatism on binocular visual acuity and stereo threshold in different axis orientations.
Material and Methods: In a non-randomized cross-sectional study, 40 participants were examined in two age groups (18 - 30 years and over 50 years). Using trial lenses, symmetrical mixed astigmatism was simulated in three axis orientations (90°, 0°, 45°) and two magnitudes (0.5 D and 1.0 D). Binocular visual acuity was determined as an interpolated logMAR value, while the stereo threshold was measured using the Stereo Acuity Test D10. Data were analyzed using repeated-measures ANOVA and non-parametric tests.
Results: Binocular visual acuity significantly decreased with an increasing magnitude of simulated astigmatism (p < 0.001). Visual acuity was significantly worse at 1.0 D compared to 0.5 D. The stereo threshold also significantly increased with higher astigmatism (p < 0.01), indicating a decrease in stereopsis. The axis orientation of astigmatism had a significant effect on stereopsis: Against-the-rule and oblique astigmatism caused greater impairments than with-the-rule astigmatism. The effect of age was significant only for with-the-rule astigmatism at 1.0 D (p = 0.019), with older participants showing greater deterioration in stereopsis than younger ones.
Conclusion: Uncorrected mixed astigmatism leads to a significant decrease in binocular visual acuity and stereopsis, with the impact varying depending on axis orientation and astigmatism magnitude. The results suggest that even low levels of astigmatism should be corrected, particularly in individuals with limited accommodative ability.
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